Das Problem mit synthetischen Düngemitteln

Kürzlich laufen im EU-Parlament Gespräche über bessere Maßnahmen zur Absicherung der Düngemittelversorgung. Die Kommission soll eine Düngemittelstrategie und eine Strategie für Bodennährstoffe vorlegen. Außerdem wird der Fokus auf Kunstdünger stark kritisiert. Im Rahmen dieser Debatte äußert sich Thomas Waitz (Parlamentarier der Grünen/EFA) wie folgt: „Wir verwenden Kunstdünger in einem Ausmaß, das viel zu hoch ist und zu einer Überdüngung vieler Flächen in der EU führt“

Dünger ist in der modernen Landwirtschaft nicht mehr nur ein super Zusatz, sondern unabdingbarer Bestandteil. Da in der heutigen Zeit Böden immer nährstoffärmer werden, wird immer mehr Dünger benötigt, um genügend Nährstoffe für ein gesundes Pflanzenwachstum zu gewährleisten. Dies führt zu einem Teufelskreis, da der erhöhte Einsatz von Dünger die Nährstoffverarmung des Bodens noch weiter verschärft.

Erstmal ein Blick in die andere Richtung: Wenn ein Ackerboden nicht bewirtschaftet wird, unterstützen sich die verschiedenen Pflanzenarten gegenseitig, indem sie Nährstoffe und Mineralien über den Boden austauschen. Zusätzlich wird die Bodenfruchtbarkeit durch Bodeninsekten, sowie ausgewogenen Wasser- und Luftgehalt ergänzt. Im Gegensatz dazu, zerstören die Monokulturen der modernen Landwirtschaft das natürliche Gleichgewicht, da nur eine Pflanzenart angebaut und somit der Boden stark belastet wird. Monokulturen sind zwar ertragreich und für die maschinelle Landwirtschaft am einfachsten zu bewirtschaften, aber aufgrund des Nährstoffentzuges erfordern sie den Einsatz von Düngemitteln.

In der industriellen Landwirtschaft werden zumeist synthetische Düngemittel, auch Kunstdünger genannt, eingesetzt. Sie werden chemisch-synthetisch hergestellt und enthalten gezielt nur bestimmte Mineralien zur direkten Unterstützung der Pflanze. Diese sogenannten Kernnährstoffe, werden in großen Mengen von der Pflanze benötigt. Dazu zählt Stickstoff (verantwortlich für vegetatives Wachstum), Phosphor (unterstützt das generative Wachstum) und Kalium (stärkt die Standfestigkeit, sowie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen/Krankheiten). Des Weiteren finden sich noch diverse Haupt- und Nebennährstoffe in den Düngemitteln, jedoch zu deutlich geringeren Anteilen. Zu den Kunstdüngern zählen auch mineralische Dünger, welche unter enormen Energieaufwand aus fossilen Lagerstätten abgebaut werden. Mit den gleichen Nährstoffen unterstützen auch diese direkt die Pflanze.“Die Unterstützung der Pflanze“ klingt erstmal sehr positiv und ist auch nicht direkt verwerflich, jedoch werden synthetische Düngemittel in so übermäßigen Mengen angewendet, dass sich daraus viele negative Folgen ergeben.

Wie bereits erwähnt sind synthetische Düngemittel, wenn sie über einen längeren Zeitraum angewendet werden, eine starke Belastung für die Umwelt.
Der Boden wird ausgelaugt und verliert seine natürlichen Nährstoffe . Auch kann es den pH-Wert des Bodens verändern und somit das natürliche Gleichgewicht der Bodenflora und -fauna stören. Bei übermäßigem Düngen gelangen die überschüssigen Bestandteile in Flüsse und Gewässer. Dort fördern sie das Wachstum von Algen und anderen Pflanzen, was wiederum den Sauerstoffgehalt im Wasser verringert und schließlich zum Absterben von Fischen und anderen Wassertieren führen kann.
Über den Wasserkreislauf können die Mineralien, besonders bedenklich Nitrat, auch ins Grundwasser gelangen, wodurch der Mensch sie letztendlich wieder mit dem Trinkwasser aufnimmt. Auch bleiben durch Überdüngung Rückstände in der Natur zurück. Beispielsweise wenn Salzlauge in Flüssen oder im Boden entsorgt wird, setzt das
salzhaltige Abwasser Schwermetalle frei. Dies ist eine schwere Belastung für das Grundwasser und für die Umwelt, da hohe Berge aus unverkäuflichen Salzen zurückbleiben. Darüber hinaus ist die Herstellung von synthetischem Düngemittel sehr ressourcenintensiv, es wird hierbei viel Energie in Form von Erdgas, Erdöl und Braunkohle verwendet. Diese fossilen Brennstoffe tragen bei der Förderung und Verwendung stark zu den CO2-Emission bei. Durch die einseitige Belastung mit den Mineralien Stickstoff, Phosphor und Kalium, wird ein Qualitätsverlust der Böden herbeigeführt, gleichermaßen bringt der künstliche Eingriff den Bodenhaushalt aus dem Gleichgewicht. Also wird die natürliche Nährstoffzusammensetzung im Boden verändert.

Eine natürlichere Art zu Düngen, welche weniger schädlich für die Umwelt ist, sind organische Düngemittel wie Kompost, Mist und Gülle (=Abfallprodukte aus der Tierhaltung oder Ökolandbau). Dabei wird die Bodenfruchtbarkeit durch Hummus und Luft erhalten. Zudem wird nicht alles abgeerntet sondern stickstoffbindende Pflanzen werden in den Boden eingearbeitet. Jedoch kann auch hier zu viel Dünger zu viel für die Umwelt sein. Es gilt genau wie bei den synthetischen Düngemitteln: wenn der Dünger von den Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden kann, verunreinigt er das Grundwasser. Nachhaltige Möglichkeiten für die Landwirtschaft bieten Anbaumöglichkeiten die weniger Dünger benötigen wie zum Beispiel Permakultur und Agroforstwirtschaft.

Heutzutage ist der Einsatz von Dünger notwendig, um die Erträge in der modernen Landwirtschaft gleichzuhalten. Aufgrund der Nachteile, die mit dem übermäßigen Einsatz von Düngemitteln verbunden sind, ist es jedoch wichtig alternative Anbaumethoden zu fördern und den Einsatz von Düngemitteln auf ein vernünftiges Maß zu beschränken. Eine nachhaltigere Landwirtschaft erfordert zwar mehr Arbeit, aber sie schont den Boden und fördert die Biodiversität. Letztendlich ist es wichtig, einen Ausgleich zwischen dem Einsatz von Düngemitteln und der Schonung des Bodens zu finden, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu gewährleisten. Denn wenn die Umwelt leidet, damit die Landwirtschaft läuft is im Endeffekt nichts gewonnen.